Medizin aus mehr als einer Welt

Ein Blog von Dr. med. Nicola Winckler-Schumann

Akupunktur bei Tinnitus

Tinnitus ist ein weit verbreitetes Symptom. Aus Sicht der chinesischen Medizin kann ein Krankhaftes zu viel an Energie oder auch eine energetische Leere ursächlich vorliegen. Ärzte für chinesische Medizin führen eine umfangreiche Befragung, Zungen- und Pulsdiagnostik durch und ordnen danach die Symptome einem Syndrom zu. Dann kann die Symptomatik mit Nadel- oder Laserakupunkturen behandelt werden.

Tinnitus ist in der Bevölkerung ein zunehmendes Problem. Ohrgeräusche hat fast jeder schon mal erlebt. Es pfeift, piepst, brummt oder summt für einen Augenblick im Ohr. Das ist ganz normal. Krankhaft wird es erst, wenn die Ohrgeräusche dauerhaft oder immer wieder über einen längeren Zeitraum wahrgenommen werden. In der Regel entwickelt sich ein Tinnitus zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Er kann zwar in jedem Alter auftreten, die Wahrscheinlichkeit wächst aber bei steigendem Alter. Die Anzahl junger Patienten steigt seit einigen Jahren aufgrund von lärmbelastenden Freizeitaktivitäten. Die deutsche Tinnitus-Liga gibt an, dass in Deutschland ca. 3 Millionen Erwachsene einen chronischen Tinnitus haben (d.h. Tinnitus länger als 3 Monate). Die Beeinträchtigung der Patienten durch den Tinnitus ist sehr unterschiedlich und hängt mit der Ausprägung zusammen.

Es lohnt sich, mit diesen Beschwerden einen Arzt für chinesische Medizin aufzusuchen. Nach einer gründlichen Erfragung der aktuellen Beschwerden, der Vorerkrankungen, der Familienvorgeschichte und des Zustandes aller Organsysteme und Ernährungs- und Lebensgewohnheiten erfolgt eine Zungen- und Pulsdiagnostik. Danach wird eine Diagnose aus Sicht der chinesischen Medizin erstellt. Es werden Fülle- und Leere-Syndrome unterschieden. Bei Fülle-Syndromen haben die Patienten ein krankhaftes Zuviel an Energie, bei Leere-Syndromen sind die Patienten in der Regel erschöpft und schwach. Ärzte für chinesische Medizin fühlen diesen Unterschied im Puls. Bei Fülle-Syndromen findet sich in der Regel ein akut einsetzendes lautes Ohrgeräusch, bei Leere-Syndromen ist das Geräusch in der Regel leise und schwach und langsam beginnend.

Es werden drei verschiedene Fülle- und vier verschiedene Leere-Syndrome unterschieden:

Fülle-Syndrome

1.) Leber-Qi (Lebensenergie) Stagnation 

Bei diesem Syndrom findet sich in der Regel ein mildes, wechselhaftes Ohrgeräusch. Durch Stress verschlimmert es sich, durch Ruhe wird es besser. Die Hörfähigkeit wird wie blockiert wahrgenommen. Als Ursache liegt hier emotionaler Stress und zwar in erster Linie Wut und Ärger vor. Häufig sind auch unterdrückte Gefühle Auslöser dieser Problematik. Begleitsymptome können thorakales Völle- oder Engegefühl, Zähneknirschen, Seufzen, Kopfschmerzen, kalte Hände und Füße, Schlafstörungen, Reizbarkeit und Depression sein.

2.) loderndes Leber- und Gallenblasenfeuer

Ein plötzlich einsetzendes lautes und pfeifendes Geräusch spricht für dieses Syndrom. Druck auf das Außenohr bessert es nicht. Das Hörvermögen ist herabgesetzt. Vielleicht kommt es auch zu Ohrenschmerzen oder Absonderung von Ohrenschmalz. Ursächlich findet sich Stress im emotionalen Bereich, Lärm, Hitze erzeugende Nahrung (zum Beispiel zu viel Scharfes, zu viel Kaffee oder Schwarztee, zu viel Zwiebeln oder Knoblauch), zu viel Alkohol. Begleitsymptome können Kopfschmerzen, Unruhezustände, Schwindel, ein bitterer Mundgeschmack und Gesichtsrötung sein.

3.) Schleim-Feuer lodert aufwärts

Bei diesem Syndrom führt in der Regel eine fettreiche und unregelmäßige Ernährung zu Schleimbildung. Der Tinnitus wird wie Grillengezirpe wahrgenommen. Die Hörfähigkeit ist reduziert bis hin zur Taubheit. Das Ohr kann sich blockiert anfühlen. Es kann zu Ohrenschmerzen und eitrigen Absonderungen kommen. Begleitsymptome  können Schwindel, Benommenheit und thorakales Völlegefühl sein.

Leere-Syndrome

1.) Nieren-Jing-Mangel

Dieses Syndrom findet sich bei älteren Patienten oder Patienten mit chronischen Krankheiten. Das Hörvermögen ist reduziert. Das Ohrgeräusch schleicht sich allmählich ein. Es ist anfallsartig und ähnelt Wasserrauschen. Es ist tagsüber eher besser, nachts eher schlechter. Es bessert sich durch Druck auf das Außenohr. Begleitprobleme können Vergesslichkeit, leichter Schwindel, Leere im Kopf sowie Schwäche und Schmerzen in der Lendenwirbelsäule oder Knieregion sein.

2.) Disharmonie von Niere und Herz

Der Tinnitus entspricht in der Qualität dem vom Nieren-Jing-Mangel. Ursächlich sind bei diesem Muster ebenfalls chronische Krankheiten oder Überanstrengung. Begleitsymptome sind häufig wie beim Nieren-Jing-Mangel. Zusätzlich finden sich bei diesen Patienten Herzstolpern, Schlaf- und Rastlosigkeit.

3.) Milz-Qi/ -Yang-Mangel (Yang=heiße Energien) (mit Schleim-Feuchtigkeit)

Ein langsamer Beginn und ein tiefer Ton sprechen für dieses Krankheitsbild. Der Ton ist wechselnd und mild bei gutem Hörvermögen. Müdigkeit, Blässe und Appetitverlust begleiten die Symptomatik. Zu diesem Syndrom kommt es häufig nach vielen Erkältungskrankheiten, die mit Antibiosen behandelt wurden. Auch chronische Erkrankungen, Überanstrengung und Diät können Auslöser sein.

4.) Herz-Blut-Mangel / Qi- und Blutmangel

Chronische Erkrankungen und Blutverlust können zu diesem Tinnitus-Syndrom führen. Der Tinnitus wird hier in der Regel von Herzstolpern, Schlaflosigkeit und Blässe begleitet. Bei normalem Hörvermögen schleicht sich langsam und wechselhaft ein tiefer Ton als Ohrgeräusch ein.

Akupunkturärzte wählen Akupunkturpunkte in unmittelbarer Nähe des Ohres und auch am ganzen Körper. Die ohrnahen Punkte dienen der Regulation der Ohrenergie. Die restlichen Punkte werden entsprechend der oben beschriebenen Syndrome ausgewählt und verbessern den Gesamtzustand. Die Akupunktur kann als Nadel- oder als Laserakupunktur erfolgen und sollte anfangs ca. 2 bis 3mal die Woche,  danach wöchentlich und später in größeren Abständen durchgeführt werden.

Ergänzend werden neben den üblichen schulmedizinischen Maßnahmen chinesische Kräuter gegeben. Eine Ernährungsberatung aus Sicht der chinesischen Medizin kann ebenfalls hilfreich sein.

Kontaktdaten

Dr. med. Nicola Winckler-Schumann
Jakob-Kaiser-Straße 11
50858 Köln

Telefon 0221 – 29 49 43 14
Telefax 0221 – 29 49 43 21

Praxisseite: chinesische-medizin-koeln.de

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Haftungsausschluss

Die Gesundheitstipps auf dieser Seite ersetzen keinen Arztbesuch. Fragen Sie immer Ihren Arzt oder Apotheker. Weitere Informationen finden Sie hier.


Kurz über mich

Seit 2002 praktiziere ich in Köln als Ärztin in eigener Praxis für chinesische und alternative Medizin. Das Spektrum der von mir behandelten Krankheiten ist groß, die Patienten sind in Alter und Symptomatik sehr verschieden, aber es gibt eine Gemeinsamkeit: Alle werden akupunktiert!

Die Vorbeugung von Krankheiten hat für mich einen sehr großen Stellenwert.

© 2017-2023 Dr. Nicola Winckler-Schumann