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Ein Blog von Dr. med. Nicola Winckler-Schumann

Ein Mädchen schaut abgelenkt in die Ferne.

Wie Neurofeedback bei Konzentrationsstörungen bei Kindern hilft

Konzentrationsstörungen treten heute häufig auf, da wir in unserer modernen Welt vielen Ablenkungen ausgesetzt sind, die es erschweren, sich längere Zeit auf ein Thema zu fokussieren und eine Aufgabe konsequent zu erledigen Das kennen Sie bestimmt: man schaut etwas im Fernsehen, während man sich beispielsweise gleichzeitig mit seinem Handy beschäftigt… In diesem Artikel möchte ich Ihnen die Möglichkeit, Neurofeedback gegen Konzentrationsstörungen bei Kindern einzusetzen, näher erläutern.

Wann spricht man von Konzentrationsstörungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen?

Konzentrationsstörungen bezeichnen die Schwierigkeiten, sich auf eine Situation oder eine Sache zu konzentrieren oder diese auszuführen. Dies kann den Alltag massiv beeinträchtigen und diverse Nachteile mit sich bringen. Viele Menschen sind von Konzentrationsstörungen betroffen, doch gibt es Unterschiede in Ausprägung und Ursachen. Erste Anzeichen von Konzentrationsstörungen sind individuell verschieden. Hier ist eine Liste der häufigsten ersten Symptome:

  • Vergesslichkeit
  • Überforderung, wenn mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigt werden sollen
  • hohe Ablenkbarkeit
  • Schwierigkeiten, sich auf ein Gespräch oder eine Handlung zu fokussieren
  • Probleme dabei, die eigenen Gedanken und Ideen zu ordnen
  • trotz Motivation nicht in der Lage sein, eine Aufgabe zu bearbeiten
  • Gefühle von Abgeschlagenheit und Müdigkeit, obwohl man genügend Schlaf bekommen hat

Von weiterführenden Konzentrationsstörungen sprechen wir, wenn die Schwierigkeiten chronisch sind und das tägliche Leben negativ beeinflussen.

In den letzten Jahren haben Konzentrationsstörungen bei Kindern ebenfalls stark zugenommen. Hier sind ein paar Hintergrundinformationen zu Studien und statistischen Erhebungen im Zusammenhang mit Konzentrationsstörungen bei Kindern.

Statistische Hintergründe zum Thema Konzentrationsstörungen bei Kindern

  • 2020 hat das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) eine Befragung von Eltern durchgeführt, die ergeben hat, dass 22% der Eltern von Kindern zwischen 6 und 18 Jahren berichten, dass ihr Kind Probleme mit der Konzentration hat.
  • Die Techniker Krankenkasse fand 2019 bei einer Untersuchung heraus, dass in Deutschland 22% der Schüler:innen Probleme dabei hat, sich auf den Lernstoff zu konzentrieren.
  • Eine im Jahr 2018 veröffentlichte Studie des Robert Koch-Instituts erläutert, dass bei 4,7% der Kinder zwischen 3 und 17 Jahren die Diagnose ADHS gestellt wurde.
  • 2021 fand die Barmer Krankenkasse heraus, dass in den letzten 10 Jahren die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, bei denen ADHS diagnostiziert wurde um 38% angestiegen ist.
  • Im Jahr 2020 präsentierte das DZNE eine Studie, aus der hervorgeht, dass Kinder ein erhöhtes Risiko haben, später psychisch krank zu werden, wenn sie im Kinder- und Jugendalter unter Konzentrationsschwierigkeiten leiden.

Welche Ursachen für Konzentrationsstörungen gibt es?

Hier sind ein paar allgemeine Beispiele für Ursachen für Konzentrationsstörungen:

Für eine erfolgreiche Behandlung ist es relevant, die Ursache der Konzentrationsstörung herauszufinden. In einigen Fällen reicht eine Umstellung der Lebensweise aus, in anderen Fällen kann eine Therapie oder medizinische Behandlung zum Beispiel mittels Neurofeedback helfen.

Welche Auswirkungen können Konzentrationsstörungen bei Kindern im Alltag haben?

Konzentrationsstörungen bei Kindern können beträchtliche Auswirkungen auf den Alltag haben. Sie können zum Beispiel dazu führen, dass Kinder nicht in der Lage sind, dem Unterrichtsgeschehen zu folgen und Hausaufgaben und Arbeiten adäquat zu erledigen. Das kann zu einem Leistungsabfall führen. Kinder und Jugendliche mit Konzentrationsschwierigkeiten neigen zu emotionaler Unausgeglichenheit und Unruhe, es kann vermehrt zu Konflikten in der Familie kommen, da die Anforderungen des täglichen Lebens wie zum Beispiel die Leistungsanforderungen in der Schule, die Arbeiten und Hausaufgaben bewältigen zu können ständig von den Eltern unterstützt und eingefordert werden müssen. Bei dem Kind können Gefühle der Unzulänglichkeit, der Angst und der Frustration entstehen, welche in eine erhöhte Aggressivität münden können.

Was genau ist HEG Neurofeedback und wie kann es bei Konzentrationsstörungen bei Kindern helfen?

Während der HEG Neurofeedback Therapie wird die Aktivität des Gehirns mit Hilfe von   Sensoren, die am Kopf befestigt werden, durch Messung der Sauerstoffsättigung sichtbar gemacht. Es basiert auf der Annahme, dass das Gehirn in der Lage ist, sein Verhalten anzupassen, wenn es die entsprechenden Rückmeldungen bekommt. So können Kinder lernen, Ihre Gehirnaktivitäten aktiv selbst zu regulieren und sich besser und länger zu konzentrieren.

Studien zeigen, dass Neurofeedback bei Konzentrationsstörungen bei Kindern helfen kann. Neurofeedback wird häufig zur Behandlung von ADS / ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eingesetzt. Man geht davon aus, dass bei Patient:innen mit ADS / ADHS die Gehirnaktivität in bestimmten Frequenzbereichen von der Norm abweicht und dass es dadurch zu Konzentrationsschwächen kommt. Durch das Training mit Neurofeedback soll erlernt werden, die Hirnaktivität im Normbereich zu halten und so wieder eine höhere Aufmerksamkeit und Konzentration herzustellen. Auch, wenn es nicht für jede/n Patient:in geeignet ist, wurde eine Wirksamkeit in den Bereichen Aufmerksamkeit und Hyperaktivität, sowie eine Verbesserung der Aufmerksamkeit in einigen Studien nachgewiesen.

Bestenfalls wird Neurofeedback mit anderen Methoden oder Behandlungen zur Stärkung der Konzentrationsfähigkeit in Kombination eingesetzt.

Wie geht die Messung von physiologischen Konzentrationsstörungen vor sich und welche Methoden gibt es?

Beispiele für die Messung von physiologischen Konzentrationsstörungen:

EEG-Elektroenzephalogramm

Das Elektroenzephalogramm wird angewendet, um Aktivitäten des Gehirns (Gehirnwellenmuster) in verschiedenen Zuständen wie Aufregung, Schlaf, An- und Entspannung zu erfassen und durch die Auswertung Rückschlüsse auf Konzentrationsstörungen zu ziehen.

Eye-Tracking

Beim Eye-Tracking werden die Augenbewegungen einer Person gemessen, während diese mit der Erledigung einer Aufgabe beschäftigt ist. Die Auswertung kann Hinweise auf Abweichungen in den Bewegungen und somit auf Störungen der Aufmerksamkeit und Konzentration geben.

Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT)

Bei der funktionellen Magnetresonanztherapie werden die Hirnaktivitäten mit Hilfe der Messung des Blutflusses im Gehirn bestimmt. So können die Regionen im Gehirn genauer betrachtet werden, die für die Konzentration zuständig sind.

Herzfrequenzvariabilität (HRV)

Die Herzfrequenzvariabilität misst die Zeitspanne zwischen den Herzschlägen. Abweichungen können auf Anspannung, Belastung und Konzentrationsstörungen zurückzuführen sein.

Elektrodermale Aktivität (EDA)

Die elektrische Aktivität der Haut wird gemessen und anhand der Auswertung der Ergebnisse werden Rückschlüsse gezogen, die Auskunft geben über Zustände der emotionalen Erregung, die in Verbindung stehen können mit Konzentrationsschwierigkeiten.

Krankheiten und Störungen, die Konzentrationsstörungen bei Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen hervorrufen können

ADS / ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)

Unter ADHS versteht man eine neurobiologische Störung, die im Kindes- und Jugendalter auftritt und bis ins Erwachsenenalter fortbestehen kann. Oft leiden die Betroffenen unter Konzentrationsschwierigkeiten, gestörter Aufmerksamkeit, Hyperaktivität, einer erhöhten Impulsivität und mangelnder Kontrolle ihrer Emotionen. Ursachen für die Erkrankung werden noch erforscht, es wird davon ausgegangen, dass es sich um eine Kombination von Faktoren genetischer Art wie auch Umweltfaktoren handelt.

ADHS wird oft mit Hilfe von Medikamenten und Methoden aus der Verhaltenstherapie behandelt.

Depressionen

Bei Depressionen handelt es sich um eine psychische Störung, die Antrieblosigkeit, Angst, Schlaf und Appetitlosigkeit, Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall und Gefühlen von Schuld, Scham und Wertlosigkeit führen kann. Durch Depressionen kann das gesamte Leben in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie können auch körperliche Symptome wie Verdauungsstörungen, Schmerzen und Müdigkeit verursachen. Als Ursachen werden genetische und Umweltfaktoren und die Art des Lebensstils angesehen. Die Behandlung erfolgt durch Medikation, Therapie und Veränderungen in der Lebensführung.

Schlafstörungen

Schlafstörungen wie zum Beispiel Schlafapnoe erschweren die Konzentration, da der Schlafmangel die Fähigkeit, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, der betroffenen Patient:innen stark beeinträchtigen kann.

Angststörungen (Stress und Angst)

Durch Stress und Angst können Konzentrationsschwierigkeiten ausgelöst werden, da das Gehirn in erster Linie mit der Verarbeitung von Ängsten beschäftigt ist und es so schwieriger ist, sich auf andere Dinge wie zu erledigende Aufgaben zu fokussieren.

Schmerzen

Wenn jemand unter Schmerzen leidet, wird die Aufmerksamkeit dieser Person auf die Schmerzbewältigung gelenkt und steht somit anderen Aktivitäten nur begrenzt zur Verfügung. Schmerzen können zu weiteren Symptomen wie zum Beispiel Schlafstörungen, Müdigkeit und Erschöpfung führen.

Medikamente

Insbesondere bei älteren Menschen kann die Anwendung einiger Medikamente zu Konzentrationsstörungen führen.

Altersbedingte Konzentrationsstörungen (Pubertät und hohes Alter) sowie Neurologische Erkrankungen

Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose können Konzentrationsstörungen hervorrufen, da diese Erkrankungen Auswirkungen auf die Funktionen des Gehirns haben.

Medienkonsum

Durch exzessiven Medienkonsum  können bei Kindern Konzentrationsstörungen entstehen. Die übermäßige Nutzung von Smartphones, Tablets, Computerspielen, Fernsehen etc. kann zu einer verminderten Aufmerksamkeit für andere Aufgaben führen. Wichtig ist hier die inhaltliche und zeitliche Begrenzung durch die Eltern und die Förderung von ausgleichenden Aktivitäten wie zum Beispiel Bewegung.

Fazit zum Thema Konzentrationsstörungen bei Kindern und Erwachsenen zum Neurofeedback

Mit dem regelmäßigen Einsatz von Neurofeedback können Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch die Rückmeldungen während der Behandlungen lernen, Ihre Gehirnaktivitäten bewusst zu beeinflussen und so Ihre Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Dadurch können Konzentrationsstörungen bei Kindern und Erwachsenen vermindert werden und es kann an einer Optimierung der psychischen Gesundheit und der Lebenssituation gearbeitet werden.

Empfehlungen für die Praxis

Wir führen vor der Behandlung eine zielführende Anamnese durch. Wichtig ist, dass Sie sich im Vorfeld Klarheit darüber verschaffen, welche Ziele Sie mit den Trainingseinheiten mit Neurofeedback für Ihr Kind oder sich selbst verfolgen.

Um wirken zu können, sollten regelmäßige Trainingseinheiten erfolgen, denn so können Kinder und Erwachsene ihre Fähigkeiten verbessern, Lernerfolge wahrnehmen und umsetzen.

Neurofeedback kann gut mit anderen Behandlungsmethoden kombiniert und so die Wirkung noch gesteigert werden.

Wir unterstützen Sie gerne mit Neurofeedback für eine bessere Konzentration

Bei folgenden Symptomen und Situationen bieten wir die Behandlung mit Neurofeedback an und konnten bereits Erfolge erzielen:

  • Konzentrationsstörungen
  • Lernförderung
  • ADS / ADHS
  • Tinnitus
  • Hochleistungstraining

Mit Hilfe von Sensoren werden Gehirnaktivitäten gemessen und sichtbar gemacht. Anhand der Ergebnisse, die rückgemeldet werden, kann Ihr Kind / können Sie erlernen, seine / Ihre Konzentrationsfähigkeit selbst zu verbessern.

Wir bieten wöchentliche Trainingseinheiten von jeweils 15-20 Minuten an, bei denen Ihr Kind oder Sie selbst mit Hilfe von Computeranimationen lernen, die Körperfunktionen aktiv zu beeinflussen. Dieses fundierte Verfahren der Verhaltensmedizin ist für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen geeignet.

Kontaktdaten

Dr. med. Nicola Winckler-Schumann
Jakob-Kaiser-Straße 11
50858 Köln

Telefon 0221 – 29 49 43 14
Telefax 0221 – 29 49 43 21

Praxisseite: chinesische-medizin-koeln.de/bio-neurofeedback

Credits:
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Foto von Emily Wade auf Unsplash
Bild von svklimkin auf Pixabay

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Haftungsausschluss

Die Gesundheitstipps auf dieser Seite ersetzen keinen Arztbesuch. Fragen Sie immer Ihren Arzt oder Apotheker. Weitere Informationen finden Sie hier.


Kurz über mich

Seit 2002 praktiziere ich in Köln als Ärztin in eigener Praxis für chinesische und alternative Medizin. Das Spektrum der von mir behandelten Krankheiten ist groß, die Patienten sind in Alter und Symptomatik sehr verschieden, aber es gibt eine Gemeinsamkeit: Alle werden akupunktiert!

Die Vorbeugung von Krankheiten hat für mich einen sehr großen Stellenwert.

© 2017-2023 Dr. Nicola Winckler-Schumann